Wieso die Finanztransaktionssteuer nach hinten losgeht.
Stellt euch vor, ihr seid Finanzminister und wollt so richtig viel Geld verdienen. Wie würdet ihr das anstellen? Tabak-Steuern, Mineral-Öl-Steuer und Mehrwertsteuer gibt es leider schon.
Es muss also etwas Neues her. Etwas, dass möglichst häufig besteuert werden kann, niedlich aussieht aber UNSUMMEN in die Kassen spült. Olaf Scholz erinnerte sich an die Idee der Finanztransaktionssteuer. Diese klingt nicht nur monströs, sie ist es auch. Denn richtig angewendet würde sie Milliarden in den Staatshaushalt pumpen. Doch ihr ahnt es schon, die Sache hat einen kleinen Haken.
Während nämlich Lieschen-Müller für Ihren Aktien-Sparplan 0.2 % zusätzlich zu den Ordergebühren an den Staat abführen soll, kommen Spekulanten die Hochfrequenz-Handel betreiben oder mit Derivaten hantieren einfach mal gratis davon.
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Milliarden werden im Sekunden-Takt hin und hergeschoben, aber diese Finanz-Transaktionen bleiben völlig steuerfrei, obwohl sie reine Spekulation sind. Hans und Franz hingegen sollen, um dem Niedrig-Zins der Banken zu entgehen, ihr Geld an die Börse bringen und dann noch einmal versteuern. Klasse Idee!
Auch bei Riester- und anderen Lebensversicherungen sieht es nicht besser aus, denn auch diese Institutionen legen ihr Geld an den Börsen dieser Welt an. Sie investieren in Fonds und diese unterliegen der – jawohl – Finanztransaktionssteuer. Dass die Versicherungen diese Kosten an ihre Kunden weitergeben werden ist klar, oder? Saubere Sache also!
Der Finanzminister nennt seine Steuer übrigens ein probates Mittel Finanzgeschäfte einzuschränken und die Spekulation zu unterbinden. Die es eigentlich treffen müsste und die er als Sünder anprangert gehen kostenlos zur Börse und die Kleinst-Anleger sollen seine Traumsteuer zahlen? Ja, spinn ich denn?
Wenn, dann doch bitte für ALLE! Nur dann ist diese Steuer auch fair und könnte wirklich Milliarden in die Kassen spülen. So, wie sie jetzt angedacht ist, ist sie ein weiterer Schlag ins Gesicht der Sparer und Aktionäre, die sich dank Minus-Zinsen sowieso schon verarscht fühlen und immer höhere Gebühren zahlen sollen. Wie man diese umgeht haben wir hier ja schon besprochen.
Die Sache fühlt sich so an wie eine Steuer auf gesundes Leben – bei der Raucher und Alkoholiker eine Prämie kassieren, während Sportler und Menschen, die sich gesund ernähren, Strafsteuern zahlen müssen. Da stimmt doch was nicht, oder?
Gerade beim Währungshandel, den Derivaten, dem Hochfrequenzhandel und Daytrading ist diese Steuer ein Mittel um ordentlich Geld einzunehmen. Denn jede noch so kleine Bewegung würde mit 0.2 % belastet. Das Ganze würde direkt über die Banken abgerechnet und einbehalten, so wie jetzt auch die Kapitalertragssteuer.
Doch wer sich scheut die Banken- oder Finanzindustrie gegen sich zu haben und im gleichen Zug die Sparer und Kleinstaktionäre anpisst weil diese sich nicht wehren können, hat es nicht verstanden. Setzen 6!
Hier muss unbedingt nachgebessert werden und ein ordentliches Modell her, sonst kann die Finanztransaktionssteuer gar nichts bewirken außer der weiteren Spaltung zwischen Finanzadel und Mittelstand.
Was ist deine Meinung zu dieser Steuer und was würdest du anders machen? Schreib uns gern in die Kommentare.